Der Ölpreis hat seit Anfang Mai kräftig zugelegt – um rund 40 Prozent. Viele fragen sich nun: Geht das so weiter? Oder war das nur ein kurzfristiger Ausreißer?
Der wichtigste Grund für den plötzlichen Preissprung ist Angst – genauer gesagt, die Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten. Sollte der Iran im Konflikt mit Israel wichtige Ölinfrastruktur angreifen oder die strategisch wichtige Straße von Hormus blockieren, könnte der weltweite Ölfluss stark eingeschränkt werden. Diese Unsicherheit sorgt für eine sogenannte Risikoprämie: Der Markt rechnet ein, dass Öl knapp werden könnte – und der Preis steigt.
Doch jenseits der Schlagzeilen sieht die Lage am Ölmarkt ganz anders aus:
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Die Nachfrage ist weltweit eher schwach, besonders aus China.
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Gleichzeitig gibt es viel mehr Angebot, als ursprünglich geplant. Einige Länder der Öl-Allianz OPEC+ wie der Irak oder Kasachstan halten sich nicht an Förderlimits und pumpen zusätzliches Öl auf den Markt.
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Die OPEC+ reagiert darauf nicht mit Strafen – sondern hebt lieber gleich die offiziellen Fördermengen an, um den internen Streit zu beruhigen.
Das Ergebnis: Ein Überangebot an Öl, das den Preis auf längere Sicht eigentlich drücken müsste.
Studien sehen Ende der Ölnachfrage in Sicht
Spannend ist auch der langfristige Blick: Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet, dass die Welt-Ölnachfrage spätestens 2029 ihren Höhepunkt erreicht. In China, wo Elektroautos boomen, könnte das schon 2027 passieren. Auch der Güterverkehr wird elektrischer oder auf Gas umgestellt. Das alles bedeutet: Weniger Öl wird gebraucht.
Natürlich sind Prognosen unsicher – auch in der Vergangenheit lagen solche Studien daneben. Doch der Trend ist klar: Neue Technologien und Klimaziele drücken langfristig auf den Ölverbrauch.
Der aktuelle Preisanstieg ist vor allem durch geopolitische Sorgen getrieben – nicht durch echte Knappheit. Beruhigt sich die Lage, könnte der Ölpreis wieder fallen. Wer sich für Rohstoffe interessiert, sollte daher nicht nur auf Schlagzeilen schauen, sondern auch auf Angebot, Nachfrage und langfristige Entwicklungen.