Oktober 12

Jedes Schneeballsystem scheitert irgendwann – auch die Rente

Wir leben in der größten Illusion der Republik

Es gibt viele Lügen, die sich Deutschland selbst erzählt.
Die Rente ist sicher, gehört definitiv zu den größten.

Das Umlagesystem – also: die Jungen zahlen für die Alten – war eine geniale Idee, als die Gesellschaft jung, kinderreich und wirtschaftlich dynamisch war. Heute ist es ein gigantisches Schneeballsystem, das nur funktioniert, solange genug neue Einzahler dazukommen. Doch die demografische Realität ist brutal.

Mehr Alte, weniger Junge – und null Ehrlichkeit

2025 gehen die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in Rente. Millionen verlassen den Arbeitsmarkt, während die Beitragszahler fehlen. Gleichzeitig leben Rentner immer länger – im Schnitt über 20 Jahre nach Renteneintritt. Das ist schön, menschlich betrachtet. Finanziell ist es ein Desaster.

Und was ist die Antwort der Politik? Dieselbe alte Leier:

  • Beitragssatz erhöhen,

  • Renteneintrittsalter verschieben,

  • Staatshaushalt anzapfen.

Mit anderen Worten: Das Schneeballsystem läuft weiter – bis der letzte einzahlt.

73 – das neue 67

Das aktuelle Gutachten der Ökonomen um Justus Haucap, Stefan Kolev, Volker Wieland und Veronika Grimm klingt wie ein Weckruf, aber auch wie ein Offenbarungseid:
Deutschland müsse bis 2060 das Renteneintrittsalter auf 73 Jahre anheben, um den Kollaps des Systems zu verhindern.

Dänemark mache es vor – dort wird die Rente längst an die Lebenserwartung gekoppelt. Wer länger lebt, arbeitet länger. Klingt logisch, ist fair – und konsequent. Nur: Deutschland ist nicht Dänemark. Hier reicht schon der Vorschlag, länger zu arbeiten, um einen Sturm der Empörung auszulösen.

Dabei ist die Rechnung simpel:

  • Weniger Junge.

  • Mehr Alte.

  • Gleiche Rente.
    Das geht nicht auf. Punkt.

Das Rentensystem: ein staatlich legitimierter Schneeball

Im Kern funktioniert unser Rentensystem wie jedes klassische Schneeballsystem:
Die Einzahlungen der Neuen finanzieren die Auszahlungen der Alten.
Solange der Strom der Neuen fließt, sieht alles stabil aus.
Doch sobald weniger nachkommen, bricht das Konstrukt in sich zusammen.

Das perfide daran: In einem Schneeballsystem nennt man so etwas Betrug. Im deutschen Sozialstaat nennt man es „Generationenvertrag“.

Arbeiten bis der Arzt kommt – oder endlich ehrlich werden

Die Forderung nach einem Renteneintritt mit 73 Jahren ist kein böser Plan neoliberaler Ökonomen – sie ist schlicht die logische Folge eines Systems, das über seine Verhältnisse lebt. Wer heute 40 ist, sollte sich keine Illusionen machen:
Die gesetzliche Rente wird für ihn kein sicherer Lebensabend, sondern ein Zuschuss zum Überleben.

Wir können uns entscheiden:

  • Entweder wir arbeiten länger,

  • oder wir bekommen weniger,

  • oder wir zahlen mehr.

Aber alle drei Optionen gleichzeitig zu leugnen, ist kindisch.

Mein Fazit: Das Ende der bequemen Lüge

Die Rente war lange Zeit der heilige Gral deutscher Sozialpolitik. Doch was einst als Versprechen begann, ist heute ein Finanzkrater mit Soziallack.

Jedes Schneeballsystem endet, wenn das Wachstum aufhört. Genau da sind wir jetzt.
Die einzige ehrliche Reform wäre, das System neu zu denken – mit echter Kapitaldeckung, privater Vorsorge und Eigenverantwortung, statt immer neuen Umverteilungstricks.

Wer das nicht will, sollte wenigstens ehrlich sein und sagen:
Wir verschieben den Crash einfach um eine Generation.

Denn eines ist sicher – die Rente nicht.

Wie siehst Du die Sache? Schreib es in den Kommentaren! 


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  • Genau so sehe ich das auch! Danke für diesen Beitrag. Andere Länder machen es vor das es funktioniert. Und irgendwann muss mal anfangen auch wenn der Anfang unangenehm wird…

    • Danke. Ich befürchte nur, dass es eine tiefe Spaltung zwischen jenen gibt, die vorsorgen und denen, die nichts machen (können)…

  • Größter finanzieller Fauxpas der letzten Jahrzehnte – das Rentenproblem ist mindestens seit 1985 bekannt! – ist mMn, nicht links und rechts vom Tellerrand zu gucken.

    Deutschland muss das Rad nicht neu erfinden; die USA (401k, Roth), GB, Schweden, Norwegen, Schweden und die Schweiz haben allesamt Systeme entwickelt, von denen man sich eines hätte aussuchen können. Das schlechteste dieser Systeme wäre unserem noch immer um Äonen voraus. Für mich nicht verständlich, wie das vergeigt worden konnte.

    Einzige Erklärung: Eine Wahlperiode dauert immer nur 4 Jahre und Entscheidungen, die darüber hinausgehen, sind wenig populär, weil sie vermeintlich keinen direkten Impact haben und im Zweifel Wählerstimmen kosten könnten.

    Ob die Rente scheitert, hängt sicher auch mit der Definition von „scheitern“ zusammen. Man kann die Rente sicher für immer auszahlen – nur die Höhe ist ungewiss. Hätte man die GRV vor 30 Jahren schrittweise in Richtung einer kapitalgedeckten Rente geführt, ständen wir jetzt extrem viel besser da. Von daher ist die Rente meines Erachtens gescheitert – auch, wenn es wohl auch in 50 Jahren noch für jeden eine Rentenzahlung gibt.

  • Das Rentensystem funktioniert vor allem nicht mehr, weil es über Jahrzehnte Menschen und Institutionen versorgt hat und noch versorgt, die nie etwas eingezahlt haben.

    Der gescheiterte Generationenvertrag wiegt da gar nicht so schwer. Der kommt, als Produkt einer völlig verfehlten Familienpolitik, die sich auch an anderer Stelle gerade katastrophal auswirkt, erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten so richtig zum Tragen.

    Außerdem gibt es hier im Lande eine Menge Menschen, die sich 30-40 Jahre richtig reingehängt haben und sich nun gelinde gesagt vergackeiert vorkommen. Die werden nicht „noch mehr und/oder noch länger arbeiten“. Der Drops ist gelutscht.

    Wenn man die 25% potentiellen AfD Wähler einfach mal als Maßstab nimmt, und noch den einen oder anderen Nichtwähler in den Pool dazupackt, dann kommt man auf einen Bevölkerungsanteil von wahrscheinlich mindestens 30%, bei dem der Staat verloren hat. Da hilft nichts mehr. Gar nichts! Die 30% bilden eine faktische Sperrminorität, gegen die nicht anregiert werden kann.

    Im Ganzen ist das eine höchst toxische Kombination.

    Ich fürchte, das Gebilde Deutschland fährt einfach mit hoher Geschwindigkeit gegen die Wand.

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