Was auf den ersten Blick überraschend wirkt, könnte sich als strategischer Wendepunkt mit enormem Potenzial entpuppen: Heidelberger Druckmaschinen (WKN 731400), ein Traditionsunternehmen aus der zivilen Industrie, macht ernst mit dem Einstieg in die Rüstungsbranche – und Anleger reagieren euphorisch.
Vom Druckmaschinenbauer zum Rüstungspartner
Mit der am heutigen Dienstag verkündeten strategischen Allianz mit Vincorion wagt Heideldruck einen großen Schritt: Erstmals liefert der Konzern Technologien für militärische Energiemanagementsysteme, konkret geht es um Steuerschränke für das Patriot-Flugabwehrsystem.
Es ist das erste, aber ausdrücklich nicht das letzte Projekt dieser Art. Konzernchef Jürgen Otto kündigte an, noch bis Ende des Jahres weitere Kooperationen im Verteidigungssektor anstoßen zu wollen – „idealerweise drei bis vier“, wie er dem Handelsblatt verriet. Das Ziel: Die neu geschaffene Sparte „Industry“ soll binnen drei Jahren mindestens 100 Millionen Euro Umsatz bringen – ein großer Teil davon aus dem Rüstungsbereich.
Die Aktie explodiert – aber ist das gerechtfertigt?
An der Börse wurde die neue Strategie mit Begeisterung aufgenommen: Der Kurs der SDax-notierten Aktie stieg zeitweise um über 36 Prozent, auch wenn der absolute Preis mit rund 2,20 Euro weiter niedrig bleibt. Es zeigt sich: Investoren glauben an das Comeback-Potenzial eines Konzerns, der lange als Sanierungsfall galt.
Der Konzern hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen dramatischen Umsatzrückgang erlebt – von über fünf Milliarden Euro Anfang der 2000er auf zuletzt rund 2,4 Milliarden Euro. Die Druckindustrie steckt in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Der Einstieg in die Rüstung könnte nun den erhofften Befreiungsschlag bringen.
Warum jetzt?
Die geopolitische Lage, der Ukrainekrieg, NATO-Aufrüstungsprogramme und steigende Verteidigungsetats haben einen massiven Sogeffekt erzeugt: Rüstung ist kein Nischenmarkt mehr, sondern ein Zukunftsmarkt.
Nicht nur Heidelberger Druck, sondern auch Deutz, Renk, Hensoldt oder der Waffenhersteller Rheinmetall verzeichnen starke Aufträge und Kursgewinne. Deutz will seine robusten Dieselmotoren für Militärfahrzeuge aufrüsten, Rheinmetall erlebt ohnehin einen Boom sondergleichen.
Und nun drängt ein Maschinenbauer mit 175 Jahren Erfahrung in die gleiche Liga und will nicht länger nur Zuschauer sein, sondern mitspielen.
Vom Sanierer zum Strategen
Konzernchef Otto setzt auf das, was Heidelberg stark gemacht hat: Präzision, Fertigungstiefe, Technologietiefe. Fähigkeiten, die im militärischen Sektor gefragt sind. Mit Partnern wie Vincorion, die bereits im Markt etabliert sind, kann Heideldruck gezielt Kompetenzen beisteuern – von Steuerungselektronik bis zu komplexen Systemkomponenten.
Dass Otto bereit ist, Risiken einzugehen, zeigt auch seine Offenheit für ein völlig neues Geschäftsfeld. Doch mit einem wachsenden Markt und geringer Einstiegshürde im Hochtechnologiebereich könnte genau das der Unterschied sein zwischen einer weiteren Schrumpfkur und einem echten Turnaround.
Fazit: Heidelberger Druck als „neues Rheinmetall“?
Noch ist es zu früh für solche Vergleiche – Rheinmetall ist in Sachen Marktanteil, Margen und politischem Einfluss eine eigene Liga. Doch der strategische Schritt von Heidelberger Druck ist mutig, gut getimt und marktrelevant. Es zeigt sich: Die Rüstungsbranche zieht nicht nur klassische Rüstungsfirmen an – auch Industrieriesen im Umbruch sehen hier neue Chancen.
Ob Heidelbergdruck damit wirklich in den Rang eines „neuen Rheinmetall“ aufsteigt, bleibt abzuwarten. Aber: Es ist ein erster, ernstzunehmender Schritt aus der Krise – und vielleicht der Anfang eines neuen Kapitels.
Wie siehst du die Entwicklung? Ist das eine mutige Neuausrichtung oder ein riskanter Kurswechsel? Schreib deine Meinung gern in die Kommentare.
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