Ein ETF mit einer durchschnittlichen Rendite von 20% im Jahr klingt nach einer Traumrendite, die die meisten Standard-ETFs deutlich übertrifft. Doch wie immer gilt: Wo hohe Renditen locken, lauert oft auch ein erhöhtes Risiko.
Was ist ein gehebelter ETF und wie funktioniert er?
Gehebelte ETFs sind spezielle Anlageinstrumente, die die Kursentwicklung eines zugrunde liegenden Index, wie z.B. des MSCI USA, verstärken. Der Amundi Leveraged MSCI USA ETF verdoppelt die täglichen Kursbewegungen des Index, was bedeutet: Steigt der Index um 1%, legt der ETF um 2% zu – fällt der Index um 1%, verliert der ETF hingegen 2%. Dieser „Hebel“ ermöglicht eine höhere Renditechance, verstärkt jedoch auch die Schwankungen und das Risiko.
Die beeindruckende Performance: Rückblick auf den Amundi Leveraged MSCI USA
Seit seiner Auflage 2009 hat dieser ETF eine unglaubliche Gesamtrendite von fast 3.000% erzielt, was einer jährlichen Rendite von etwa 26,7% entspricht. Zum Vergleich: Ein ungehebelter S&P 500 ETF oder MSCI World ETF erreicht in derselben Zeit durchschnittlich etwa 7–10% pro Jahr. Der doppelte Hebel dieses ETFs hat in Phasen steigender Märkte zu überproportionalen Gewinnen geführt. Doch diese Performance hat auch eine Kehrseite.
Die Schattenseite: Volatilität und „Volatility Drag“
Erhöhte Volatilität
Hebelprodukte wie der Amundi ETF verstärken nicht nur Gewinne, sondern auch Verluste. Dies erhöht die sogenannte Volatilität, also die Kursschwankungsbreite. Während ein klassischer MSCI World ETF eine Volatilität von etwa 17% hat, bringt ein 2-fach gehebelter ETF Schwankungen von über 33% mit sich – das Risiko ist also erheblich höher.
Der „Volatility Drag“
Der Hebel hat noch eine weitere Tücke: den sogenannten „Volatility Drag“. Das bedeutet, dass ein Verlust schwerer auszugleichen ist, als er entstanden ist. Wenn ein ETF z.B. an einem Tag 10% verliert, braucht er einen Anstieg von 11,1%, um wieder den Ausgangswert zu erreichen. Bei einem doppelt gehebelten ETF kann diese Lücke sogar noch größer werden. Langfristig verringert dieser Effekt die tatsächliche Rendite und sorgt dafür, dass die Gewinne nicht linear verlaufen.
Drawdowns und Krisenphasen: Der größte Schwachpunkt gehebelter ETFs
Hebelprodukte sind besonders anfällig für sogenannte „Drawdowns“ – also Phasen, in denen der ETF deutlich unter seinen Höchststand fällt. In Krisenjahren wie der Dotcom-Blase 2000 oder der Finanzkrise 2008 kann ein 2-fach gehebelter ETF extreme Verluste verzeichnen. Beispielsweise fiel der MSCI World Index während der Finanzkrise um etwa 58%, während ein doppelt gehebelter ETF in derselben Phase rund 87% verlor. Solche Verluste sind für Anleger schwer auszusitzen und können sogar dazu führen, dass das Kapital fast vollständig verloren geht.
Warum Timing entscheidend ist: Sparplan versus Einmalanlage
Für langfristige Anleger, die regelmäßig in einen gehebelten ETF investieren möchten, kann ein Sparplan in manchen Fällen vorteilhafter sein als eine Einmalanlage. In Krisenzeiten kauft man zu niedrigeren Preisen und erhöht damit die Rendite. Doch auch hier gilt: Kommt ein Börsencrash am Ende der Sparphase, können die Verluste die gesamte Rendite deutlich beeinträchtigen.
Fazit: Gehebelte ETFs – Chance oder Risiko?
Gehebelte ETFs wie der Amundi Leveraged MSCI USA ETF bieten in starken Bullenmärkten beeindruckende Gewinnchancen. Doch das erhöhte Risiko und die schwer kalkulierbaren Verluste machen sie nur für erfahrene Anleger interessant, die mit starken Kursschwankungen umgehen können. Ein langfristiges Portfolio sollte in den meisten Fällen auf gut diversifizierte Standard-ETFs setzen, um ein gesundes Verhältnis von Risiko und Rendite zu erreichen.