2024 war ein gutes Jahr für Reiche – zumindest für viele. Der World Wealth Report 2025 von Capgemini zeigt: Es gibt weltweit 23,4 Millionen Menschen mit einem Vermögen von über einer Million US-Dollar. Doch der Boom ist regional sehr ungleich verteilt. Während Nordamerika boomt, verliert Europa seine Wohlhabenden. Und in einer Welt mit mehr Millionären als es je Bitcoin geben kann, verändert sich die Vermögenslandschaft rasant – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell.
Ein Rekordjahr – aber nicht für alle
Die Welt hat 2024 wirtschaftlich durchgeatmet: Aktienmärkte liefen stark, der Hype um Künstliche Intelligenz trieb neue Fantasien – und Vermögen. In Zahlen: Die Zahl der High Net Worth Individuals (HNWI), also Menschen mit investierbarem Vermögen über einer Million US-Dollar (exklusive selbstgenutzter Immobilie), stieg weltweit um 2,6 Prozent auf 23,4 Millionen.
Der entscheidende Treiber? Nordamerika. Die USA legten mit einem Plus von 7,6 Prozent ganze 562.000 neue Millionäre vor – so viel wie kein anderes Land. Ein günstiges Zinsumfeld, die Rekordjagd der US-Technologiebörsen und eine starke Binnenkonjunktur sorgten für ein sattes Wachstum.
Europa? In der Wohlstandskrise
Während in den USA das Geld wie im Silicon Valley sprudelt, herrscht in Europa eher Katerstimmung. Die Zahl der Millionäre sank um 2,1 Prozent, betroffen sind fast alle großen Volkswirtschaften. Deutschland, sonst immer weit oben im internationalen Vermögensranking, verlor allein 41.000 HNWI – der stärkste Rückgang im Kontinentvergleich.
Was dahinter steckt: eine Mischung aus Konjunkturflaute, Energiekrise, Investitionszurückhaltung und Unsicherheit. Dazu eine schwerfällige Politik, die bei Zukunftsfragen wie Digitalisierung oder Standortattraktivität nicht gerade glänzt. Interessant: Während die breite vermögende Masse schrumpft, legt das Segment der Ultra-HNWIs (ab 30 Millionen Dollar) in Europa um 3,5 Prozent zu. Der Reichtum konzentriert sich – nicht unbedingt neu, aber messbar.
Asien wächst selektiv – Indien hui, China pfui
Auch der asiatisch-pazifische Raum legte insgesamt zu (+2,7 %), doch die Dynamik ist sehr unterschiedlich. Indien und Japan glänzten mit 5,6 Prozent Wachstum, was auf starkes Wirtschaftswachstum, technologischen Aufschwung und florierende Märkte zurückzuführen ist.
China dagegen verzeichnete einen Rückgang um 1 Prozent. Der Immobiliensektor schwächelt weiter, staatliche Eingriffe sorgen für Unsicherheit – und die wirtschaftliche Erholung nach der Null-Covid-Strategie bleibt zäher als gedacht.
Lateinamerika & Naher Osten: Weniger Reichtum, mehr Risiko
In Lateinamerika ging die Zahl der HNWIs sogar um 8,5 Prozent zurück. Mexiko und Brasilien traf es besonders hart mit zweistelligen Einbrüchen – hier machen Währungsabwertung, Inflation und politische Unsicherheit Investitionen zur Zitterpartie.
Auch im Nahen Osten sank die Zahl der Reichen leicht (-2,1 %) – vor allem durch gesunkene Ölpreise. Die regionale Diversifizierung hin zu Tourismus, Technologie und Finanzdienstleistungen steht noch am Anfang und kann den Rückgang (noch) nicht kompensieren.
Der große Vermögenstransfer – und das große Fragezeichen
Ein ganz zentraler Punkt der Studie: In den nächsten zwei Jahrzehnten werden laut Capgemini weltweit 83,5 Billionen US-Dollar vererbt – ein gigantischer Vermögenstransfer. Und mit ihm kommt ein Generationswechsel, der die Spielregeln der Vermögensverwaltung völlig umkrempeln wird.
Denn: 81 Prozent der Erben planen, innerhalb von zwei Jahren nach der Erbschaft ihren Vermögensverwalter zu wechseln. Ein Alarmsignal für die Branche. Das Vertrauen der nächsten Generation in etablierte Strukturen ist brüchig – sie denken anders, investieren anders und erwarten mehr als Kaffee und konservative ETF-Vorschläge.
Next-Gen HNWIs: Wagemutiger, digitaler – und ein bisschen kryptisch
Die neue Generation Reicher – Millennials und Gen Z – investiert weniger traditionsverhaftet, stärker wachstumsgetrieben und klar technologieaffin:
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61 Prozent sind bereit, höhere Risiken einzugehen
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15 Prozent ihrer Portfolios bestehen bereits aus alternativen Anlagen wie Private Equity, Start-ups oder Kryptowährungen
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88 Prozent der Vermögensberater sehen in dieser Gruppe ein deutlich höheres Interesse an Krypto und nicht-traditionellen Assets als bei Babyboomern
Apropos Bitcoin: Es gibt nur 21 Millionen davon
Zum Vergleich: 23,4 Millionen Menschen mit mindestens einer Million Dollar, aber nur 21 Millionen Bitcoin – jeweils für sich betrachtet ein knappes Gut. Heißt: Es gibt mehr Millionäre als es je ganze Bitcoins geben kann.
Dieser simple Vergleich ist für viele der Grund, warum Bitcoin trotz Volatilität als „digitales Gold“ gilt. Für HNWIs, die Diversifizierung suchen und Inflationsabsicherung wollen, hat die Krypto-Anlage damit strategische Bedeutung.
Fazit: Reichtum ist im Wandel
Der World Wealth Report 2025 zeigt mehr als Zahlen: Er zeigt einen fundamentalen Wandel im globalen Vermögensbild. Reichtum wächst – aber nicht überall. Vertrauen schrumpft – vor allem bei jungen Vermögenden. Und die Spielregeln für Wachstum, Sicherheit und Beratung werden gerade neu geschrieben.