Der Podcast „Hoss und Hopf“ hat sich in Deutschland als einer der erfolgreichsten seiner Art etabliert. Mit konstanten Top-Platzierungen in den Spotify-Charts und Hunderttausenden von wöchentlichen Zuschauern auf YouTube gehört das Format inzwischen zu den einflussreichsten Kanälen in der deutschen Medienlandschaft. Hinter dem Podcast stehen zwei Persönlichkeiten: der 23-jährige Krypto-Millionär Kiara Schusinpur, besser bekannt als „Hoss“, und der 39-jährige Finanzmarktanalyst Philip Hopf. Auf den ersten Blick scheint es ein typischer Finanz-Podcast zu sein, doch die Inhalte gehen weit über das hinaus.
Erfolgsstrategie durch gezieltes Marketing
Was den Podcast so erfolgreich macht, ist nicht nur der Inhalt, sondern auch die ausgeklügelte Marketingstrategie. Auf Plattformen wie TikTok und Instagram tauchen immer wieder kurze Clips aus den Folgen auf, die oft von inoffiziellen Fan-Kanälen verbreitet werden. Diese Kurzvideos erreichen teilweise Millionen von Klicks. Der Clou: Die Podcast-Macher belohnen virale Clips finanziell. Wer mit einem Video über eine Million Klicks erzielt, erhält eine Prämie von bis zu 500 Euro. Diese Strategie führt dazu, dass die Inhalte des Podcasts weit über die eigentlichen Kanäle hinaus Verbreitung finden – und das oft in zugespitzter Form.
Gefährliche Falschaussagen und Verschwörungstheorien
Der Podcast ist nicht nur durch seinen Erfolg bemerkenswert, sondern auch durch die Inhalte, die verbreitet werden. Immer wieder tauchen gefährliche Verschwörungserzählungen und mögliche Falschaussagen auf. In einer Folge etwa diskutieren Hoss und Hopf über den mysteriösen Absturz des Malaysia-Airline-Flugs MH370. Sie greifen dabei eine antisemitische Verschwörungstheorie auf, die behauptet, der Absturz sei inszeniert worden, um einem Mitglied der Familie Rothschild Kontrolle über ein Patent zu verschaffen. Diese Theorie entstammt dem russischen Propaganda-Sender Russia Today und wird von seriösen Quellen klar als Unsinn eingestuft. Trotzdem erhält sie im Podcast eine Plattform.
Ein weiteres Beispiel: In einer Folge behauptet Hopf, Polen habe „0,0% Flüchtlinge“ aufgenommen und deshalb eine besonders niedrige Kriminalitätsrate. Die Aussage ist falsch – allein in Warschau lebten zeitweise bis zu 300.000 Geflüchtete. Doch solche Halbwahrheiten und Übertreibungen finden in der Zuhörerschaft Anklang, da sie in eine populistische Erzählung passen, die das „starke“ Polen gegen das vermeintlich „schwache“ Deutschland ausspielt.
Die problematische Wirkung auf die Hörerschaft
Die Gefahr solcher Aussagen liegt darin, dass sie ungefiltert in die Weltanschauung der Hörer integriert werden. Christian Gürtler, Medienethiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, sieht darin ein typisches Problem populistischer Inhalte. Komplexe Themen werden stark vereinfacht dargestellt, Quellen werden oft nicht sauber angegeben und die Argumentation ist manipulativer Natur. Dabei wird häufig eine „Wir gegen die“-Mentalität geschürt, die demokratische Prinzipien wie Pluralismus und Meinungsvielfalt untergräbt.
Der Umgang mit Kritik – Lippenbekenntnisse oder echte Einsicht?
Inzwischen haben Hoss und Hopf auf die wachsende Kritik reagiert. In einer Podcast-Folge entschuldigten sie sich für einige Falschaussagen und gelobten Besserung. Sie kündigten an, künftig Quellen transparent offenzulegen und Fact-Checker einzustellen. Gleichzeitig appellieren sie an ihre Fans, keine Inhalte aus dem Kontext zu reißen. Doch viele der problematischen Aussagen bleiben weiterhin online. Die Frage bleibt, wie ernsthaft diese Transparenzoffensive gemeint ist – oder ob sie lediglich dazu dient, die immer lauter werdende Kritik abzuwehren.
Fazit – Populismus als Geschäftsmodell?
Der Podcast „Hoss und Hopf“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie gefährlich die Verbreitung von Halbwahrheiten und Verschwörungserzählungen in Zeiten sozialer Medien sein kann. Was als harmloser Finanz-Podcast beginnt, entwickelt sich schnell zu einer Plattform für teils problematische Weltanschauungen. Besonders brisant ist dabei, dass die Inhalte durch das kluge Marketing-System nicht nur eine breite Masse erreichen, sondern auch durch die Politisierung noch weiter zugespitzt werden. In einer Demokratie ist Meinungsvielfalt wichtig – doch diese sollte auf fundierten Fakten beruhen und nicht auf manipulativem Populismus.
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