Heute verrate ich (Peter) Dir, warum ich der dümmste Vermieter Deutschlands bin und wie Du aus meinen Fehlern lernen kannst. Dazu muss ich kurz ausholen. Aber keine Angst, Dich erwartet eine spannende Geschichte aus dem Vermieteralltag mit einer unglaublichen Wende ;-).
2018 habe ich mir ein Mehrfamilienhaus in einer Stadt in Rheinland-Pfalz gekauft. Im Haus gibt es drei Wohnungen und ein Ladenlokal. Alles gut vermietet, meist an Studenten der örtlichen Hochschule.
Die Vermietung an Studenten verursacht natürlich eine gewisse Fluktuation. Im Januar 2023 fand ich keinen Studenten als Nachmieter, deshalb vermiete ich die Wohnung an einen Rentner. Der wurde leider im März sehr krank und musste die Wohnung verlassen.
Jetzt stand schon wieder eine Vermietung auf der Agenda, was mich natürlich nervte. Glück für Vermieter ist derzeit, dass es viel mehr Nachfrage als Angebot gibt, insbesondere nach kleinen und bezahlbaren Wohnungen.
Also wieder Besichtigungen terminieren, Gespräche führen usw. Das kostet viel Zeit. Und hier ist mir der erste Fehler passiert. Ich habe mich zu sehr unter Zeitdruck setzen lassen. Der alte Mieter ist Ende März raus und nun hatte ich die Gelegenheit, die Wohnung zum 1. April 2023 neu zu vermieten. Es gab unzählige Interessenten, es war schwer mich zu entscheiden.
Und am Ende fiel meine Wahl auf einen Mann, der gerade in der Stadt einen Job bei einem renommierten Unternehmen gefunden hatte. Er legte mir Personalausweis und die Lohnabrechnung vor. Und hier passierte mir der zweite Fehler. Ich frage ihn nach der Schufa-Auskunft. Er war ehrlich und sagt mir, dass er aufgrund einer früheren Selbstständigkeit viele Schulden hat und einen schlechten Score besitzt. Außerdem bat er, die Kaution in zwei Raten zu zahlen.
Mein Bauchgefühl war nicht das Beste. Aber ich hatte einfach keine Lust mehr, einen neuen Mieter zu suchen und wieder Zeit zu opfern. Außerdem gab es noch ein klitzekleines Problem mit der Wohnung. Ein Wasserschaden im Bad, der eine umfangreiche Sanierung erforderte. Der neue Mieter hatte kein Problem damit, ich war happy und konnte während der Sanierung weiter Miete einnehmen.
Fehler Nummer drei war, dass ich den Mieter nur ein Mal kurz sah und ich mich nicht näher mit ihm unterhalten habe. Hätte ich mich länger mit ihm unterhalten und ihn nach dem vorherigen Mietverhältnis oder seiner gescheiterten Selbstständigkeit gefragt, hätte ich mir sehr viel Ärger erspart.
Trotzdem unterzeichneten wir den Mietvertrag und terminierten die Übergabe, Miete und Kaution zahlte er in Cash. Dumm gelaufen für mich.
Die ersten Probleme ließen nicht lange auf sich warten. Der Handwerker beschwerte sich, dass der Mieter schlecht erreichbar war und er Termine nicht einhielt. Auch bei meinen Anrufen reagierte er nur sehr zögerlich. Das machte mich stutzig.
Nachdem ich ihn erreicht hatte, sagte mir der Mieter, dass er einen Hexenschuss erlitten hatte und derzeit nicht arbeiten kann. Ich mahnte ihn zur Kooperation und er gelobte Besserung.
Ich war alarmiert. Außerdem stellte ich mir die Frage, wie es sich ohne Dusche lebte…
Dann kam der 1. Mai. Die Mietzahlung wurde nicht geleistet, ich habe es schon geahnt.
Aber es kam noch schlimmer. Mitte Mai informierte mich der Handwerker, dass der Mieter wieder nicht zu erreichen war. Ich griff zum Hörer und die Leitung war tot. Ich fragte meine anderen Mieter im Haus, ob sie ihren Nachbarn mal gesehen hätten. Das war nicht der Fall.
Also setzte ich mich ins Auto, klingelte und es passierte nichts. Mit im Gepäck hatte ich eine Abmahnung, die ich an die Tür klebte.
In den nächsten tagen hielt ich Kontakt mit meinen Mietern, aber er tauchte nicht auf. Außerdem klebte die Abmahnung noch immer an der Tür. In der Wohnung war es still.
So langsam machten wir uns Sorgen. War ihm etwas passiert?
Ich rief an einem Samstagmorgen bei der Polizei an und schilderte die Situation. Der Beamte am anderen Ende der Leitung war sehr hilfsbereit und rief mich nach kurzer Zeit zurück.
Musste jetzt die Wohnung von der Feuerwehr geöffnet werden? Lag da etwa eine Leiche in meiner Wohnung?
Nein, es kam ganz anders!
Mein Mieter saß wohlbehalten im Knast. Er hatte eine Geldstrafe nicht gezahlt und landete deshalb hinter Gittern. Toll, dachte ich mir!
Ich schrieb ihm einen Brief in die JVA und er rief mich ein paar Tage später mit seiner Sozialarbeiterin an. Er entschuldigte sich und wollte in der Wohnung bleiben, bezahlt vom Amt, um Obdachlosigkeit zu verhindern. Bei dieser Gelegenheit erzählte mir die Sozialarbeiterin, dass mein Mieter lange Jahre lang obdachlos gewesen ist. Gott sei Dank stimmte mein Mieter unter Zeugen zu, dass ich den Zweitschlüssel an den Handwerker übergeben durfte, so konnte zumindest die Sanierung weiter gehen.
Mit dem Handwerker betrat ich dann die Wohnung. Ich war erstaunt, wie schnell man eine Wohnung in ein großes Chaos verwandeln konnte. Überall Dreck, vergammelte Lebensmittel etc.
Ich machte mir lange Gedanken über die Situation. Ist ein Mann, der lange obdachlos gewesen ist, nicht besser in einer Einrichtung mit entsprechenden Hilfen aufgehoben? Wird meine Wohnung Messiebleibe?
Ich machte meinem Mieter ein Angebot. Das Mietverhältnis sollte sofort aufgehoben werden, die wenigen Habseligkeiten würden vom Sozialdienst der JVA abgeholt und er bekommt von mir 500 Euro Abfindung.
Die Sozialarbeiterin fand, dass dies ein super Angebot war, mein Mieter leider nicht.
In der Zwischenzeit stellte sich außerdem heraus, der er mich beklaut hatte. Wegen der Sanierung musste der Handwerker den Durchlauferhitzer im Bad ausbauen. Den verscherbelte mein Mieter auf einem Kleinanzeigenportal. Das gab er auch ganz ungeniert zu. Ich könne da eh nix machen, er hat so viele Schulden, dass ihm das egal sei, außerdem sitze er im Knast. Und übrigens, die Sanierung solle ich sofort einstellen, oder er zeigt mich wegen Einbruch an.
Schöne Scheiße.
Ich war erstmal bedient und hatte das gute Gefühl, als „kleiner“ Vermieter in Deutschland ganz schön der Gearschte zu sein.
Ein paar Tage später zauberte mein Mieter einen neuen Vorschlag aus dem Hut. Ich solle ihm 1.000 Euro überweisen, dann kommt er aus dem Knast frei und könne die Wohnung ausräumen. Allerdings wollte er keinen Aufhebungsvertrag unterzeichnen. Er glaubte offensichtlich, dass ich ganz schön blöd bin. Naja, nach der Vorgeschichte kann ich ihm das auch nicht verübeln.
Ich bereitete die Räumungsklage vor und stellte mich auf hohe Kosten und einen nervenaufreibenden Prozess ein.
Es gingen weitere Tage ins Land und dann kam die überraschende Wende in diesem Fall.
Mein Mieter rief mich zusammen mit dem für Freigänge zuständigen Mitarbeiter an und wollte nun die Wohnung bei einem Freigang ausräumen und einen Aufhebungsvertrag unterzeichnen, ganz ohne Abfindung. Ich war überrascht und stimmte zu. Leise dacht ich mir, vielleicht ist er ja der Dumme. Damit hatte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet.
Nach einigem hin und her stand der Termin für die Räumung und Übergabe auf der Agenda.
Ich fuhr zum Haus und räumte die Wohnung mit dem Mieter aus. Und ich bin wirklich froh, dass er weg ist. Vergammelte Lebensmittel, ein beschädigter Teppich, seltsame Konstruktionen, die an die Wände geschraubt waren, verschandelten mein Eigentum.
Nach der Räumung tat er mir leid. Ich fuhr ihn noch mit seinen Sachen zum Bahnhof und dann hieß es Abschied für immer nehmen.
Ich hatte wirklich Glück, die Sache ist glimpflich ausgegangen. Gott sei Dank laufen meine anderen Vermietungen fast reibungslos.
Jetzt wird die Wohnung saniert und ganz in Ruhe vermietet.
Was sind meine Learings aus der Sache:
- Checke Deine Mieter auf Herz und Nieren. Lass Dir eine Schufa-Auskunft vorlegen!
- Vermiete nicht an Leute, bei denen Du ein schlechtes Baugefühl hast. Im Zweifel beim vorherigen Vermieter nachfragen!
- Nicht auf Ratenzahlungswünsche bei der Kaution eingehen.
- Lieber mal einen Monat Miete auslassen, als überstürzt vermieten.
Das Leben als Immobilienbesitzer und Vermieter kann ganz schön aufregend sein. Langweilig ist es auf keinen Fall.
Willst Du mehr über meine Immobilien erfahren? Dann schreib es mir in den Kommentaren.
§ 551 Begrenzung und Anlage von Mietsicherheiten
(2) Ist als Sicherheit eine Geldsumme bereitzustellen, so ist der Mieter zu drei gleichen monatlichen Teilzahlungen berechtigt. Die erste Teilzahlung ist zu Beginn des Mietverhältnisses fällig. Die weiteren Teilzahlungen werden zusammen mit den unmittelbar folgenden Mietzahlungen fällig.
Warum sollte ich als Vermieter jemanden akzeptieren, der nicht in der Lage ist, die Kaution direkt zu zahlen? Das kann er natürlich durch eine entsprechende Finanzierung umgehen.
Um die Problemfälle in der Gesellschaft sollte sich die Stadt kümmern. Tut sie aber leider nicht. Für den privaten Vermieter mit wenigen Wohnungen ist das Risiko zu groß.