September 8

Volkswagen in der Krise: Einsteigen oder Finger weg?

Volkswagen steckt in einer tiefen Krise. Die Aktienkurse sind abgestürzt, Werke sollen geschlossen und Mitarbeiter entlassen werden. Diese Entwicklungen werfen nicht nur Fragen zur Zukunft des Konzerns auf, sondern auch zu den Auswirkungen auf die gesamte deutsche Autoindustrie.

Der Niedergang der Volkswagen-Aktie: Ursachen und Entwicklungen

Seit 2021 hat die Volkswagen-Aktie rund 70 % ihres Wertes verloren. Derzeit notiert sie (WKN 766403) bei etwas mehr als 90 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben den schlechten Nachrichten über geplante Werksschließungen und Entlassungen haben auch die stagnierenden Verkaufszahlen der Eigenmarke Volkswagen zur Abwertung beigetragen. Ironischerweise verkaufen sich Tochtermarken wie Skoda besser als die Hauptmarke, was das Vertrauen in die Zukunft von Volkswagen als eigenständige Marke weiter schwächt.

Ein bedeutender Faktor ist die wirtschaftliche Lage des Konzerns: Obwohl die Gewinne für 2023 bei etwa 26,78 Milliarden Euro liegen sollen und damit recht solide sind, bleibt der Cashflow negativ. So sind allein im letzten Jahr 6,4 Milliarden Euro aus dem Konzern abgeflossen. Ein solcher Negativtrend ist auf Dauer nicht tragbar und weckt Erinnerungen an ähnliche Situationen, wie sie bereits 2017 auftraten.

Volkswagen in der Defensive: Werksschließungen und Entlassungen

Volkswagen hat eine lange Tradition der Arbeitsplatzgarantie. Seit 1994 wurden Entlassungen vermieden und Mitarbeiter stattdessen in Frührente geschickt. Diese Garantie wurde nun gekippt. Geplant sind betriebsbedingte Kündigungen und sogar Werksschließungen, da die Sparmaßnahmen nicht mehr ausreichen. Dies ist ein bitterer Rückschlag für die Belegschaft und sorgt für Unruhe im Konzern.

Mit ca. 300.000 Mitarbeitern allein in Deutschland ist Volkswagen einer der größten Arbeitgeber des Landes. Sollten tatsächlich 20-30 % der Stellen abgebaut werden, würde das zu einem der größten Arbeitsplatzvernichtung in der deutschen Nachkriegsgeschichte führen. Ein solches Szenario hätte nicht nur für die betroffenen Arbeitnehmer gravierende Folgen, sondern auch für die regionale Wirtschaft und die Zulieferbetriebe.

Schwache Margen und neue Konkurrenz: Interne und externe Herausforderungen

Ein weiterer Aspekt, der Volkswagen schwer zu schaffen macht, ist die zunehmende Konkurrenz aus Asien, insbesondere von chinesischen Elektroautoherstellern. Diese drängen massiv auf den europäischen Markt und setzen traditionelle Hersteller unter Druck. Hinzu kommen interne Probleme: Volkswagen gilt als überorganisiert, bürokratisch und leidet unter vergleichsweise geringen Margen. Die Zeiten, in denen ein Golf klar besser war als ein vergleichbares Modell von Peugeot oder Toyota, sind längst vorbei.

Diese strukturellen Schwächen hindern den Konzern daran, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren. Während Konkurrenten wie Tesla mit einer schlanken Organisation und einer klaren Fokussierung auf Zukunftstechnologien punkten, steckt Volkswagen oft noch in alten Denkmustern fest.

Volkswagens Umsatzentwicklung und die Rolle der Markenstrategie

Volkswagen ist auf einem stagnierenden Wachstumskurs. Die Hauptmarke verkauft weniger Autos als die eigenen Tochtergesellschaften, und der Umsatz bleibt konstant, ohne echte Wachstumsperspektive. Dies mag auf den ersten Blick kein kritischer Punkt sein, doch es zeigt, dass der Konzern Schwierigkeiten hat, sich in einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu behaupten.

Interessanterweise besitzen Marken wie Audi und Skoda derzeit mehr Zugkraft als Volkswagen selbst. Die Plattformstrategie erlaubt zwar Synergien, doch eine Markenkonsolidierung könnte eine mögliche Maßnahme sein, um Kosten zu sparen und die Marke Volkswagen wieder zu stärken.

Was bedeutet das für Investoren?

Für Investoren stellt sich die Frage: Was tun mit der Volkswagen-Aktie? Trotz der schlechten Nachrichten gab es zuletzt nur leichte Kursbewegungen. Ein Blick auf die Gewinnprognosen zeigt, dass der Konzern unternehmerisch stabiler dasteht als vor ein paar Jahren. Das deutet darauf hin, dass die Märkte auf lange Sicht positiver gestimmt sein könnten, auch wenn die aktuelle Situation düster wirkt.

Viele Analysten gehen davon aus, dass Volkswagen zurzeit unterbewertet ist. Das aktuelle Sparprogramm könnte sich als ein notwendiger Katalysator erweisen, um den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Für risikobereite Investoren könnte die derzeitige Schwächephase daher sogar als Einstiegschance dienen.

Ein Blick in die Zukunft: Kann Volkswagen sich retten?

Volkswagen steht mit dem Rücken zur Wand. Die geplanten Umstrukturierungen sind ein schmerzhafter, aber notwendiger Schritt, um den Konzern zu retten. Doch die internen Probleme und die wachsende Konkurrenz werden weiterhin eine große Herausforderung darstellen.

Stefan Müller von der DGWA sieht Volkswagen sogar als den größten Sanierungsfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Laut ihm wird der Konzern in seiner jetzigen Form in drei bis vier Jahren nicht mehr bestehen. Eine grundlegende Neuausrichtung, möglicherweise auch eine Teilfusion mit anderen deutschen Autobauern wie BMW oder Mercedes, könnte die einzige Lösung sein, um die Marke Volkswagen langfristig zu retten.

Auswirkungen auf die deutsche Autoindustrie und den Standort Deutschland

Die Krise von Volkswagen hat weitreichende Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Schon jetzt werden viele Modelle nicht mehr in Deutschland, sondern in günstigeren Produktionsländern wie Ungarn oder Polen gefertigt. Mit steigenden Energiekosten, strengen Arbeitsgesetzen und hohen Steuerbelastungen wird Deutschland als Produktionsstandort für Autos immer unattraktiver.

Politische Entscheidungen und Subventionen werden hier eine entscheidende Rolle spielen. Dennoch ist klar, dass Deutschland für energie- und arbeitsintensive Industrien wie den Autobau langfristig keine wirklich großen Perspektiven bietet, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht drastisch verbessern.

Die Zukunft von Volkswagen bleibt ungewiss

Die Krise bei Volkswagen ist ein Weckruf für die gesamte Branche und die Politik. Werksschließungen, Entlassungen und sinkende Marktanteile zeigen, dass der Konzern umdenken muss, um in einer sich wandelnden Automobilwelt bestehen zu können. Für Investoren bedeutet dies eine Phase der Unsicherheit, aber auch der potenziellen Chancen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Konzern neu aufstellt und ob er es schafft, sich aus der Krise zu befreien und seine Marktposition zurückzugewinnen.

Was meinst Du: Investieren oder Finger weg? Schreib es in den Kommentaren! 


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