Deutschland ist ein reiches Land! Könnte man meinen, stimmt aber nur in Teilen.
Schauen wir uns mal das Medianvermögen von uns Deutschen an. Das betrug 2020 rund 65.000 US-Dollar (Quelle: Ermittlung Credit Suisse, erwachsene Menschen). Bei der Ermittlung des Medianvermögens werden die Vermögen von niedrigsten bis höchsten sortiert. Das Vermögen, das sich genau in der Mitte dieser sortierten Liste befindet, wird als das sogenannte Medianvermögen bezeichnet. In Luxemburg liegt es bei einer viertel Million Dollar.
Das mag viele Gründe haben, vielleicht können wir einfach nicht mit Geld umgehen und sparen nix. Stattdessen widmen wir uns hemmungslos dem Konsum und lassen es uns bei gutem Wein und gutem Essen gut gehen. Halt! Das klingt jetzt aber stark nach Frankreich. Aber selbst dort ist das Medianvermögen mit 133.000 Dollar fast doppelt so hoch wie in Deutschland.
Aber dafür leben wir in unseren eigenen vier Wänden. Weit gefehlt. In Deutschland ist die Wohneigentumsquote 2019 mit 51,1% so niedrig wie in keinem anderen EU-Land. Rumänien kommt auf 90%, Spanien immerhin auf 75%.
Jetzt kannst Du sagen. Bei den Heizungsgesetzen ist das auch gut so.
Aber wenig Geld- und Immobilienvermögen kann Dir den Ruhestand so richtig verhageln.
Aber wir haben ja unsere Rente. Da hab ich leider schlechte Nachrichten für Dich, außer Du gehörst zum Beamten-Adel. Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche monatliche Rentenzahlung für Männer 1.373 Euro, während Frauen im Schnitt lediglich 832 Euro erhielten, wie Statista berichtet.
Aber jetzt wird alles besser, denn es kommt, Vorhang auf: die Aktienrente!
Im laufenden Jahr ist vorgesehen, zunächst 10 Milliarden Euro, die der Bund mit Hilfe von Darlehen finanziert, über eine Stiftung am Kapitalmarkt zu investieren.
Genau mein Humor, wir legen jetzt das Geld an, das wir nicht haben, das zukünftige Generationen dann zurückzahlen müssen, um unsere Rente zu sichern!?
Die geplante Stiftung strebt eine langfristige und breite Anlage in Aktien an. Zudem sollen die Option zur Übertragung von Staatsanleihen an die Stiftung geprüft werden. Die erzielte Rendite aus diesen Investitionen würde dann zur Sicherung der Rentenversicherung beitragen.
Nur mal, um die Dimension zu verdeutlichen. Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 26 Millionen Rentner. Sagen wir mal, die Aktienrente schafft eine Rendite von 5% p.a., dann wären das pro Rentner 20 Euro im ersten Jahr, total mickrig.
Nur zum Vergleich: In Norwegen beträgt die Mindestrente 1.600 Euro, teilweise gespeist durch einen Staatsfonds mit 1,34 Billionen Euro Volumen (August 2023).
Deshalb mein Grund Nr. 1, warum die Aktienrente floppen wird: viel zu klein gedacht.
Wir Deutschen lieben Regulierung.
Die Aktienrente wird in zahllosen Gesetzen durchdekliniert, die noch zu gründende Stiftung wird wahrscheinlich mit einer Gremiendichte durchzogen sein, die sich sehen lassen kann. Dazu kommen bestimmt nochmals unzählige Verwaltungsvorschriften und Handlungsanweisungen für die Stiftung.
Bis wir so etwas auf die Straße bekommen, muss erst ein ganzer Urwald abgeholzt werden.
Dazu passt die unglaubliche Selbstüberschätzung unseres Staates. So etwas wie die Aktienrente muss natürlich selbst gestaltet werden. Man könnte auch jemanden Fragen, der sich mit so was auskennt und das Geschäft seit Urzeiten kennt, da fallen mir die Flossbach von Storchs oder Allianz Global Investors ein. Aber das wäre ja zu einfach.
Klüger sind da die USA. Dort gibt es den 401k-Plan.
Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, freiwillig einen Teil ihres monatlichen Einkommens (Stand 2023: bis zu 22.500 US-Dollar im Jahr) auf ein 401k-Konto einzuzahlen. In der Regel wird dafür ein Vertrag mit einem privaten Investmentunternehmen abgeschlossen. Keine staatliche Stiftung oder sonstige Sperenzien.
Die Einzahlungen erfolgen direkt durch den Arbeitgeber, wobei der Arbeitnehmer die Wahl zwischen verschiedenen Anlagestrategien wie Aktien-, Misch- oder Rentenfonds hat und seine persönliche Vermögensallokation frei festlegen kann. Dabei trägt der Arbeitnehmer das vollständige Finanzmarktrisiko. Während der Ansparphase müssen weder die eingezahlten Gelder noch etwaige Erträge wie Zinsen und Dividenden als Einkommen versteuert werden.
Viele Arbeitgeber beteiligen sich prozentual an den Einzahlungen, einige richten sogar automatisch 401k-Pläne für ihre Mitarbeiter ein. Ab dem Alter von 55 Jahren können Gelder aus dem 401k-Plan entnommen werden, wobei diese Entnahmen der Einkommensteuer unterliegen.
Da kommt nach ein paar Jahren ordentlich was zusammen.
Grund Nr. 2 warum die Aktienrente nicht funktionieren wird: wir schaffen einen unnötigen Bürokratiedschungel, statt einfache Gesetzgebung auf den Weg zu bringen.
„Ich lege mein Geld nur auf einem Sparbuch, also sogar auf dem Girokonto an und da kriege ich, wie bei allen anderen, keine Zinsen. Ich mache das, was einem kein Anlageberater empfiehlt.“
Das sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Interview 2019.
Was ist das für ein Signal. Ein Signal an alle Deutschen die Finger von dem Teufelszeug Aktien zu lassen. Alles böse Kapitalisten und Ausbeuter.
Das wird gebetsmühlenartig von allen gesellschaftlichen Playern in Deutschland wiederholt und das brennt sich fest ins kollektive Gedächtnis unserer Nation ein.
Deutschland, das Land der Sparbücher und der Geldvernichter. Einfach nur traurig, das mitanzusehen.
Wenn jetzt die Aktienrente kommt und es an der Börse mal nicht so läuft, dann sehe ich es schon kommen. Irgendein Politiker der politische Linken wird sich vor die Presse stellen und warnen, er habe das schon immer gewusst, alles Teufelszeug, alles Heuschrecken und Kapitalisten. Das Geld ist weg. Die Politik wird reagieren. Es wird noch mehr reguliert, wahrscheinlich ein Teil der Gelder in „mündelsichere“ Anlagen gesteckt und dann stehen wir wieder am Anfang.
Mein Grund Nr. 3 warum die Aktienrente floppt, unsere Einstellung zu Geld, insbesondere zu Aktien.
Es könnte doch so einfach sein. Wieso darf nicht jeder Deutsche einen steuerfreien Teil seines Gehaltes, sagen wir bis zu 300 Euro im Monat, in Aktien anlegen? Ein breit gestreuter ETF auf den MSCI World, mit wenigen Kosten, wenig Kosten und wenig Regulierung.
Der MSCI World-Index ist ein globaler Aktienindex, der die Performance von Unternehmen aus 23 Industrieländern widerspiegelt. Zum Stand vom 30. November 2023 umfasst der Index 1.509 Unternehmen weltweit. Damit repräsentiert der MSCI World-Index etwa 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung in Industrieländern.
Hier würden 300 Euro im Monat bei einer Rendite von durchschnittlich 7% im Jahr nach 35 Jahren über 500.000 Euro bringen.
Ein schöner Batzen Geld, mit dem man sich seinen Ruhestand versüßen kann.
Wie siehst Du die Sache? Schreib es mir in den Kommentaren!
Um Gottes willen, bloß nicht privaten Anbietern in die Hände geben. Das ist doch bei der Riester-Rente schon schief gegangen. Wenn man das den Privaten in die Hand gibt wollen die auch Provisionen und erheben Gebühren usw. Das frisst doch jede Rendite auf.
Es würde doch reichen, wenn man steuerfrei in ETFs investieren dürfte (ein großer Teil des Bruttogehaltes als Umwandlung), dann kann sich ja jeder ein günstiges Produkt aussuchen 🙂