Januar 28

Kalte Progression: Warum Gehaltserhöhungen oft weniger bringen und was sich 2025 und 2026 ändert

Die kalte Progression beschreibt eine versteckte Steuererhöhung, die auftritt, wenn Lohnerhöhungen lediglich die Inflation ausgleichen sollen, aber durch den progressiven Einkommensteuertarif zu einer höheren Steuerbelastung führen. Dadurch bleibt trotz mehr Gehalt oft weniger Netto übrig.

Die kalte Progression in Zahlen

Laut dem Bundestag waren im Jahr 2024 über 35 Millionen Steuerpflichtige von der kalten Progression betroffen. Durchschnittlich verloren sie etwa 273 Euro an Kaufkraft, obwohl ihre Gehälter inflationsbedingt gestiegen waren. Diese schleichende Steuerlast zeigt, wie dringend Gegenmaßnahmen notwendig sind.

Wie entsteht die kalte Progression?

  1. Progressiver Steuertarif: In Deutschland steigt der Steuersatz mit dem Einkommen. Wer eine inflationsausgleichende Gehaltserhöhung erhält, rutscht möglicherweise in eine höhere Steuerklasse.
  2. Inflationsausgleich: Während die Inflation die Kaufkraft des Geldes mindert, gleicht eine Gehaltserhöhung diese Verluste aus. Jedoch wird das höhere Gehalt stärker besteuert, was dazu führt, dass das Netto-Einkommen sinkt.

Warum spricht man von einer „Steuererhöhung durch Untätigkeit“?

Ohne Anpassung des Steuertarifs an die Inflation verdient der Staat automatisch mehr durch höhere Steuerabgaben der Bürger. Es handelt sich somit um eine indirekte Steuererhöhung, die nicht aktiv beschlossen wird, sondern durch die fehlende Anpassung der Steuerparameter entsteht.

Gegenmaßnahmen: Anpassungen für 2025 und 2026

Um die kalte Progression zu mildern, hat der Gesetzgeber im Dezember 2024 verschiedene Maßnahmen beschlossen. Diese sollen die Steuerlast verringern und mehr Netto vom Brutto ermöglichen.

Erhöhung des Grundfreibetrags

  • 2025: 12.096 Euro (vorher: 11.784 Euro)
  • 2026: 12.348 Euro
    Ehepaare profitieren doppelt, da für sie die doppelten Freibeträge gelten.

Erhöhung des Kinderfreibetrags

  • 2025: 6.672 Euro
  • 2026: 6.828 Euro

Kindergeld-Anpassungen

  • 2025: 255 Euro pro Kind und Monat
  • 2026: 259 Euro pro Kind und Monat

Anpassung der Einkommensteuertarife

Die Eckwerte des Einkommensteuertarifs werden „nach rechts“ verschoben, wodurch Steuerpflichtige weniger Steuern zahlen müssen:

  • Spitzensteuersatz (42%): Ab einem Einkommen von 68.481 Euro (2025) statt 66.761 Euro (2024).
  • Grundfreibetrag: Einkommen bis 12.096 Euro bleiben steuerfrei (2025).
  • Reichensteuer (45%): Ab einem Einkommen von 277.826 Euro, unverändert seit 2024.

Solidaritätszuschlag: Änderungen bis 2026

Die Freigrenze, bis zu der kein Solidaritätszuschlag gezahlt werden muss, wird ebenfalls angehoben:

  • 2025: Einkommensteuer über 19.950 Euro
  • 2026: Einkommensteuer über 20.350 Euro

Warum ist die Anpassung notwendig?

Laut Experten verhindern die beschlossenen Änderungen eine versteckte Steuererhöhung für Arbeitnehmer. Ohne die Anpassung würden Steuerpflichtige durch die kalte Progression weiterhin Jahr für Jahr mehr belastet, obwohl sich ihr Lebensstandard nicht verbessert.

Wie wirkt sich die Reform aus?

  • Mehr Netto: Durch die höheren Freibeträge und die Verschiebung der Steuergrenzen bleibt Steuerpflichtigen mehr vom Gehalt übrig.
  • Fairere Besteuerung: Arbeitnehmer werden vor den Folgen der Inflation geschützt, und Lohnerhöhungen lohnen sich wieder mehr.
  • Stärkung der Kaufkraft: Insbesondere Familien profitieren durch das erhöhte Kindergeld und die Anpassung des Kinderfreibetrags.

Kritik und Herausforderungen

Trotz der Maßnahmen gibt es Kritik:

  1. Inflationsabhängigkeit: Steigen die Preise weiter stark an, könnten auch die Anpassungen für 2025 und 2026 unzureichend sein.
  2. Einkommensunterschiede: Höhere Einkommen profitieren oft stärker von den Maßnahmen als Geringverdiener.
  3. Langfristige Lösung fehlt: Einige Experten fordern eine automatische Kopplung des Steuertarifs an die Inflation, um die kalte Progression dauerhaft zu beseitigen.

Fazit

Die Anpassungen des Einkommensteuertarifs, des Grundfreibetrags und des Kinderfreibetrags für 2025 und 2026 sind wichtige Schritte, um die kalte Progression abzumildern. Sie sorgen dafür, dass Gehaltserhöhungen nicht durch höhere Steuern und Inflation aufgezehrt werden. Dennoch bleibt die kalte Progression ein wiederkehrendes Problem, das langfristige Lösungen erfordert, um Steuerzahler nachhaltig zu entlasten.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was bedeutet kalte Progression?
Die kalte Progression ist eine versteckte Steuererhöhung, die entsteht, wenn inflationsbedingte Gehaltserhöhungen zu einer höheren Steuerlast führen, ohne dass sich die Kaufkraft verbessert.

2. Wie wird die kalte Progression 2025 und 2026 ausgeglichen?
Durch die Erhöhung des Grundfreibetrags, des Kinderfreibetrags, des Kindergeldes und die Anpassung der Einkommensteuertarife.

3. Wer profitiert von den Änderungen?
Alle Steuerpflichtigen, insbesondere Familien mit Kindern, profitieren von den Maßnahmen.

4. Was passiert, wenn der Steuertarif nicht angepasst wird?
Ohne Anpassung würde die kalte Progression dazu führen, dass Lohnerhöhungen zu einer höheren Steuerbelastung führen und die Kaufkraft sinkt.

5. Was bedeutet die Verschiebung der Einkommensteuertarife „nach rechts“?
Die Tarife werden so angepasst, dass Steuerpflichtige erst bei höheren Einkommen in höhere Steuerklassen rutschen.

6. Gibt es eine langfristige Lösung für die kalte Progression?
Einige Experten fordern eine automatische Anpassung des Steuertarifs an die Inflation, um die kalte Progression dauerhaft zu verhindern.


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