Die Bundesregierung hat im Sommer 2025 das neue Rentenpaket beschlossen. Es soll Sicherheit geben, sorgt aber für Verunsicherung. Warum? Weil viele erkennen: Es fehlen echte Ideen für die langfristige Lösung des Rentenproblems.
Dabei gibt es sie. Man muss nur den Blick über die Landesgrenzen wagen – und bereit sein, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Hier sind drei konkrete Ansätze, wie wir unser Rentensystem zukunftsfähig machen können.
Kapitalgedeckte Rente: Was Polen bald besser macht
Polen plant gerade etwas, das Deutschland seit Jahrzehnten verschläft: Ein steuerlich begünstigtes Vorsorgekonto zur Förderung der privaten Kapitalbildung.
Die Eckpunkte des polnischen Modells sind beeindruckend:
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Steuerfreies Investieren bis zu 100.000 Złoty (ca. 23.300 Euro)
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Für alles darüber hinaus: Ein niedriger, stabiler Steuersatz von 0,8–0,9 % auf Kapitalerträge (statt der üblichen 19 %)
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Investitionsmöglichkeiten in Aktien, Anleihen, ETFs und mehr
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Starttermin: Zweite Jahreshälfte 2026
So geht staatlich geförderte Altersvorsorge mit Kapitaldeckung. Deutschland braucht genau so ein Modell – und zwar schnell. Denn klar ist: Nur wer heute investiert, kann morgen von echten Renditen profitieren.
Mehr Wohneigentum
Eigentum schützt – vor Mieterhöhungen, Inflation und Altersarmut. In Europa liegt die Wohneigentumsquote bei rund 71 %. Deutschland hinkt mit 53 % hinterher.
Ein Blick auf Europa zeigt:
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In Ost- und Südeuropa sind Wohneigentumsquoten am höchsten
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Westeuropa und Skandinavien bewegen sich zwischen 62 und 72 %
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Nur Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen deutlich unter dem Durchschnitt
Ein Grund: In vielen osteuropäischen Ländern wurden nach 1990 staatliche Wohnungen günstig an Mieter verkauft – das hat Vermögen geschaffen.
Wir brauchen auch in Deutschland mehr Förderungen für Eigentumsbildung. Nicht durch immer neue Bauvorschriften, sondern durch gezielte Entlastungen, zinsgünstige Kredite und weniger Bürokratie.
Lebensarbeitszeit dynamisch anpassen
So unbequem diese Wahrheit ist: Ein umlagefinanziertes System funktioniert nur, wenn die Balance zwischen Einzahlenden und Empfängern stimmt. Doch mehr als ein Viertel der Deutschen wird bald über 65 Jahre alt sein.
Die Mathematik ist einfach: Wenn die Lebenserwartung steigt, muss auch die Lebensarbeitszeit angepasst werden. Eine automatische Koppelung an die durchschnittliche Lebenserwartung wäre der ehrlichste, stabilste und transparenteste Weg.
Andere Länder machen es längst vor – etwa Dänemark oder die Niederlande.
Fazit: Jetzt handeln – nicht später diskutieren
Es reicht nicht, an der bestehenden Rentenarchitektur kosmetisch herumzudoktern. Wir brauchen eine neue Grundlage: Kapitaldeckung, Eigentumsbildung und ein realistisches Verständnis von Demografie.
Was meint ihr? Welche Maßnahmen würdet ihr umsetzen, um die Rente zukunftssicher zu machen? Schreib deine Meinung in die Kommentare!
Es heißt: am Abgrund, nicht auf dem Abgrund!
danke 🙂
Alle die Finanzblogs lesen wissen die oben genannten Fakten ja schon und werden sie wohl überwiegend auch befürworten.
Das Problem ist ja die anderen Menschen aufzuklären und zu überzeugen.
dafür sind wir ja da 🙂
Sehe ich ähnlich. Man muss das Rad nicht neu erfinden – einfach mal nach Westen (USA), Norden (Schweden, Norwegen), Süden (Schweiz) oder mittlerweile auch Osten schauen würde helfen. Und vor allem: ANFANGEN. Das schlimmste aus meiner Sicht ist, das Ganze immer weiter nach hinten rauszuschieben. Nach dem Motto: Mit etwas Glück kümmert sich ja die nächste Regierung drum. Seit mittlerweile 40 Jahren (!) ist das Thema mehr als bekannt – und es wurde de facto nichts getan. Aus meiner Sicht schon eine Farce.
Selbst beschlossene Vorhaben brauchen oft ewig bis zur Umsetzung aufgrund der bürokratischen Hürden, die immer noch nicht abgebaut bzw. zumindest reduziert wurden.
Das einzige, bei dem ich widersprechen würde, ist das Thema „Dynamisierung der Lebensarbeitszeit“. Klar ist es ein Problem, wenn Menschen erst spät ins Berufsleben einsteigen. Meine Frau hat promoviert und dementsprechend auch einen riesigen „Rückstand“, was z.B. Altersvorsorge angeht. Meine persönliche Beobachtung im Umfeld meiner Eltern – gerade Rentner geworden – zeigt aber, dass die wenigsten Arbeitnehmer in Deutschland mit 60+ noch motiviert sind, Leistung zu zeigen. Man nimmt sehr gerne Altersteilzeitmodelle an, Abfindungen, lässt sich kündigen und im Anschluss krankschreiben (auch wenn das mittlerweile erschwert wird). Die, die bis zur Rente arbeiten, sitzen zum guten Teil einfach nur ihre Zeit ab.
Viele stellen fest, dass sie nur noch wenige Jahre mit einem gesunden Körper haben werden. Gerade sind die Enkel klein und Oma und Opa sind noch „cool“. Wenn man denn die Wahl hat (in meinem Umfeld dankenswerterweise sehr viele Menschen) zwischen Enkelbetreuung, langen Reisen und Hobbies auf der einen; und 40 Stunden im Büro (bestenfalls! von anderen Jobs ganz zu schweigen) auf der anderen, ist für viele die Sache klar.
Natürlich muss das Ganze auch finanziert werden, das ist klar. Aber gerade wer die Möglichkeit hat, vorzusorgen, wird tendenziell das überschüssige Geld dafür nutzen, nicht bis 67 oder sogar darüber hinaus zu arbeiten.
Ich persönlich (m, 35) plane eine langsames Ausphasen meines Berufslebens in den nächsten 5-15 Jahren, also schrittweise Absenkung meiner Arbeitsstunden. Letztes Jahr habe ich den ersten Schritt gemacht und bin von 40 auf 35 Stunden pro Woche gewechselt.