Ich war in dieser Frage der Außenseiter. Und ich war in der Politikstunde in der Oberstufe auf mich allein gestellt. Dieser Satz sollte mir die Abinote so richtig verhageln.
Unsere Politiklehrerin verkündete vor 25 Jahren voller Stolz, dass es im kapitalistischen Venezuela, damals das reichste Land Südamerikas, mit dem neuen Präsidenten Hugo Chávez endlich aufwärts gehen würde.
Das ganze Bla-Bla von Gerechtigkeit und besserer Umverteilung von Reichtum geisterte durch unser Klassenzimmer.
Und ich wagte zu widersprechen: „Liebe Frau Lehrerin, könnte es nicht sein, dass Sozialismus der falsche Weg ist? Das hat man doch in der DDR gesehen!? Ist es nicht besser, wenn Menschen in Freiheit leben lässt und die Wirtschaft sich frei entfalten darf?“
Die Antwort kam prompt: „Lieber Schüler, Du hast ja so was keine Ahnung! Die haben das in der DDR halt falsch gemacht. Jetzt wird alles besser. Oder bist Du für Ausbeutung der armen Menschen in Südamerika? Außerdem werde ich jetzt Deine hart erarbeiteten Punkte der letzten Jahre auf andere Schüler umverteilen. Willkür wie im Sozialismus, Politik zum Anfassen für Dich. Du Trottel!“
Der moralische Würgegriff wirkte. Jeder in der Klasse wünschte mir jetzt, dass ich von Kapitalisten ausgebeutet werde, ich am besten in einer Fabrik des frühen Kapitalismus in England schuften sollte und mir auf keinen Fall das Abitur zu teil werden sollte.
Und wie sieht es jetzt in Venezuela aus? Über 90% der Menschen hungert, über 7 Millionen haben das Land verlassen – die zweitgrößte Flüchtlingsbewegung auf der Erde!
Venezuela wurde durch das sozialistische Experiment zum Armenhaus Lateinamerikas, obwohl es mit die größten Erdölreserven der Welt besitzt. Einfach nur Wahnsinn!
Literarisch untermauert wird meine Klassenzimmer-Frechheit von vor 25 Jahren jetzt in einem unterhaltsamen Werk.
Warum Kapitalismus die Lösung und nicht das Problem ist, erfahrt Ihr im aktuellen Buch von Dr. Dr. Rainer Zitelmann.
In gerade mal 20 Monaten hat der Historiker und Soziologe 30 Länder auf vier Kontinenten bereist und dabei beeindruckende 260.000 Kilometer zurückgelegt – das ist mehr als sechsmal um den Äquator!
In seinem Buch nimmt uns Zitelmann mit auf eine Reise, die mehr zu bieten hat als nur schöne Fotos und Souvenirs. Wir bekommen persönliche Erlebnisse, spannende historische Einblicke und überraschende Ergebnisse internationaler Umfragen serviert. Und als ob das nicht genug wäre, hat er auch noch Hunderte von Gesprächen mit Ökonomen, Unternehmern, Journalisten, Politikern und ganz normalen Menschen geführt und erfahren, was die Ursachen von Armut und Reichtum sind.
Mit einer großen Portion Enthusiasmus erklärt er, wie Armut und Reichtum entstehen und was das für die Menschen in den verschiedenen Ländern bedeutet.
Sein Fazit: „In Ländern, in denen Reichtum positiv gesehen wird – ob nun Polen, Korea oder Vietnam -, wächst die Wirtschaft, und auch den Durchschnittsbürgern und den Armen geht es dadurch besser.“
Es ist mein Buchtipp für den Sommer!
Dr. Dr. Rainer Zitelmann
Weltreise eines Kapitalisten
Auf der Suche nach den Ursachen von Armut und Reichtum
Hardcover, 400 Seiten
Erschienen: Mai 2024
ISBN: 978-3-95972-783-9
25,00 €
Was sagt Ihr zu dem Buch? Schreibt es in den Kommentaren.