Januar 3

Wie wird das Börsenjahr 2023?

Jetzt schlägt sie wieder – die Zeit der Propheten und Gurus. Die Schlagzeilen der Zeitungen und Finanzblogs überschlagen sich mit den Prognosen und Vorhersagen für das Börsenjahr 2023.

Ich verrate Dir jetzt die wichtigsten Prognosen der Experten und – kleiner Spoiler – sage Dir am Schluss, warum das alles doch recht viel Bullshit ist.

Welche Themen werden das Börsenjahr 2023 bestimmen?

Ein Thema, das Du auch in Deinem Geldbeutel merkst, die Inflation. Ist es Dir aufgefallen. Selbst der Einkauf bei ALDI, Lidl und Co. ist sehr teuer geworden. Das Land ächzt unter einer Inflationsrate von 10%, die in vielen Bereichen wohl noch viel höher liegen dürfte.

Jetzt kommt die Gretchenfrage. Wie kann die Zentralbank EZB die Inflation bekämpfen? Mit der Anhebung der Leitzinsen?

Kurzer Exkurs für Dich: was hat das eigentlich mit den Leitzinsen auf sich? Die Europäische Zentralbank EZB legt mit ihren Leitzinsen einfach ausgesprochen fest, mit wie vielen Zinsen sich Banken bei der Zentralbank im Euroraum Geld leihen können. Diese Zinsen geben die Banken dann an die Privatkunden weiter.

Sind die Zinsen niedrig, gibt es auf dem Tagesgeldkonto keine Zinsen – Du als Verbraucher bist nun eher geneigt, Dein Geld auszugeben, statt auf dem Sparbuch rumliegen zu lassen. Die Wirtschaft freut sich, dass Du Dein Geld ausgibst und wächst. Außerdem profitieren Aktien und andere Anlageklassen wie Kryptowährungen oder Gold von niedrigen Zinsen, da sie noch Rendite versprechen. Das Phänomen konnten wir in den letzten Jahren beobachten, als die Zinsen bei Null waren und die Aktien- und Kryptomärkte durch die Decke gingen.

Anders bei steigenden Zinsen. Du bekommst für Dein Geld auf der Bank jetzt Zinsen. Du lässt es jetzt eher auf dem Sparbuch, anstatt im Aktienmarkt ein Risiko einzugehen. Lieber 2% sichere Zinsen auf der Bank, statt 6% unsichere Rendite bei Aktien? Ein berechtigter Gedanke. Außerdem gibst Du Dein Geld jetzt nicht mehr so schnell aus, es vermehrt sich ja auf der Bank, die Wirtschaft schrumpft. Es gibt weniger Nachfrage, die Preise und somit die Inflation sinken.

Bitte bedenke, dass war jetzt eine stark vereinfachte Darstellung.

Die Gretchenfrage ist jetzt. Erhöht die EZB jetzt so stark die Zinsen, dass die Wirtschaft abgewürgt wird und es eine Wirtschaftskrise geben wird?

Denn das hätte große Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Eine schrumpfende Wirtschaft belastet natürlich die Unternehmen und damit auch die Börse.

Und hier sind sich die Experten uneins. Einige sehen in der Inflation eine große Gefahr. Die Wirtschaft erscheint auch robuster, als gedacht. Und viel wichtiger. Die Wirtschaftskrise, die schon da ist, hat kaum Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, ganz im Gegenteil, überall werden Arbeitskräfte händeringend gesucht.

Aber es gibt ja nicht nur den Euroraum, sondern auch die USA.

Und hier sieht die Lage schon etwas anders aus:

Die Bank of America geht davon aus, dass die US-Wirtschaft im kommenden Jahr eine milde Rezession erleben wird. Laut ihrer Prognose wird der S&P 500 Index am Ende des Jahres bei 4.000 Punkten liegen, was bedeutet, dass der Aktienindex in den nächsten 12 Monaten hauptsächlich stagnieren wird. Die Analysten erwarten, dass rund die Hälfte der Unternehmen im S&P 500 ein tatsächliches Umsatzwachstum erzielen werden, aber das Lohnwachstum im nächsten Jahr könnte die Fähigkeit der Unternehmen übersteigen, ihre Preise zu erhöhen, was zu einer Reduzierung der Unternehmensgewinne führen könnte. Die Gewinne je Aktie werden voraussichtlich im Durchschnitt um gut 9 Prozent sinken.

Und die Amerikanische Zentralbank FED hat die Zinsen schon im letzten Jahr kräftig erhöht und damit die Inflation ein Stück weit eingefangen. Sie könnte früher als die Europäer die Zinsen wieder senken und damit die Wirtschaft kräftig ankurbeln.

Dieses Szenario gibt dem Aktienmarkt kräftig Rückenwind.

Die Frage wird auch sein, in wie weit die hohen Zinsen den Immobilienmarkt belasten werden. Denn bei höheren Zinsen werden die Darlehen teurer und weniger Menschen können sich Wohneigentum leisten. Das hat wieder Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Du siehst also, es ist sehr komplex.

Ich habe Dir ein paar Prognosen der Experten für das Börsenjahr 2023 herausgesucht:

Viele Analysten erwarten für die nächsten Monate keine signifikante Verbesserung des Marktes. In diesem Zusammenhang haben defensive Werte, wie Aktien aus dem Gesundheits- und Konsumsektor sowie Energie-Aktien, bei vielen Fonds und Banken derzeit hohe Priorität.

Gleichzeitig vermuten viele Experten, dass sich die erwartete Schwäche des Marktes in der zweiten Jahreshälfte allmählich verringern wird. Es ist möglich, dass zyklische Aktien während einer Erholungsphase, selbst wenn diese moderat ausfällt, wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Unternehmensanleihen mit guter Bonität könnten nach dem verlustreichen Jahr 2022 wieder zweistellige Renditen bringen.

Für das kommende Jahr gehen die Expertenprognosen für den DAX von möglichen Kurssteigerungen aus. Die Deutsche Bank erwartet mittlere einstellige Renditen am Markt und glaubt, dass es bis Ende 2023 realistisch ist, dass der DAX einen Wert von 15.000 Punkten erreicht. Derzeit liegt der deutsche Leitindex bei etwa 14.000 Punkten.

Wenn der BTC-Kurs einen Bullenlauf startet, könnte er sich über einen Zeitraum von Wochen halten. Wenn man davon ausgeht, dass die Dynamik anhält, ist es möglich, dass BTC bis Ende 2023 auf bis zu 45.000 US-Dollar steigt.

Immobilien werden im Wert fallen. Derzeit übersteigen die Erwartungen der Verkäufer die Möglichkeiten der Käufer. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Immobilienpreise sinken werden.

Aber was soll ich Dir sagen: Alles Kaffeesatzleserei! Alles Bullshit!

Wer hätte gedacht, dass es im Februar 2022 zu einem Krieg in Europa kommen wird, der eine Energiepreiskrise auslöst? Wer hatte Corona auf dem Schirm?

Keiner kann der Markt vorhersagen. Eigentlich alles Zeitverschwendung für Dich, dass Du Dich mit so etwas beschäftigst.

Denn Du hast ein Ziel: Du willst nachhaltig Vermögen aufbauen.

Deshalb brauchst Du Dich nicht um solche Prognosen zu scheren. Ich habe eine viel bessere Strategie für Dich. Die Langweilig-Zum-Vermögen Strategie.

Die kann beispielsweise so aussehen:

Du investierst in einen günstigen ETF auf den MSCI World. Was war das jetzt nochmal? Genau: Der MSCI World ist ein Index, der die Performance von rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern auf der ganzen Welt widerspiegelt. Er umfasst die größten Aktiengesellschaften jedes Landes und deckt etwa 85 % der Streubesitz-Marktkapitalisierung ab.

So wird das Börsenjahr 2023

Mit einem ETF darauf kannst Du Dein Vermögen breit streuen. Und Du konntest seit Auflage des Index im Jahr 1969 eine jährliche Rendite von ca. 6,5% erzielen. Das ist zwar nicht viel, aber immer noch sehr ordentlich.

Schau Dir mal die Wertentwicklung in den Jahren 1969 bis 2022 an:

Sichtag  MSCI World Kurs Veränderung in Punkten Veränderung in Prozent
31.12.1969 100
31.12.1970 94,29 -5,71 -5,71
31.12.1971 108,99 14,7 15,59
31.12.1972 130,74 21,74 19,95
31.12.1973 108,41 -22,33 -17,08
31.12.1974 78,24 -30,17 -27,83
31.12.1975 100,86 22,63 28,92
31.12.1976 111,26 10,4 10,31
30.12.1977 108,52 -2,74 -2,46
29.12.1978 122,28 13,76 12,68
31.12.1979 131,1 8,82 7,21
31.12.1980 159,23 28,13 21,45
31.12.1981 146,62 -12,61 -7,92
31.12.1982 155,16 8,54 5,82
30.12.1983 183,95 28,8 18,56
31.12.1984 187,21 3,25 1,77
31.12.1985 256,51 69,31 37,02
31.12.1986 356,83 100,31 39,11
31.12.1987 407,99 51,17 14,34
30.12.1988 494,43 86,43 21,19
29.12.1989 567,34 72,81 14,75
31.12.1990 461,53 -105,81 -18,65
31.12.1991 536,36 73,84 16
31.12.1992 497,13 -38,23 -7,14
31.12.1993 598,5 101,36 20,39
30.12.1994 618,59 20,09 3,36
29.12.1995 734,28 115,69 18,7
31.12.1996 820,36 86,08 11,72
31.12.1997 936,59 116,23 14,17
31.12.1998 1.149,95 213,36 22,78
31.12.1999 1.420,89 270,93 23,56
29.12.2000 1.221,25 -199,63 -14,05
31.12.2001 1.003,52 -217,74 -17,83
31.12.2002 792,22 -211,3 -21,06
31.12.2003 1.036,32 244,1 30,81
31.12.2004 1.169,34 133,02 12,84
30.12.2005 1.257,78 88,43 7,56
29.12.2006 1.483,58 225,8 17,95
31.12.2007 1.588,80 105,23 7,09
31.12.2008 920,23 -668,58 -42,08
31.12.2009 1.168,47 248,24 26,98
31.12.2010 1.280,07 111,6 9,55
30.12.2011 1.182,60 -97,48 -7,61
31.12.2012 1.338,50 155,91 13,18
31.12.2013 1.661,07 322,57 24,1
31.12.2014 1.709,67 48,6 2,93
31.12.2015 1.662,79 -46,88 -2,74
30.12.2016 1.751,22 88,43 5,32
29.12.2017 2.103,45 352,23 20,11
31.12.2018 1.883,90 -219,55 -10,44
31.12.2019 2.358,47 474,57 25,19
31.12.2020 2.690,04 331,57 14,06
31.12.2021 3.231,73 541,69 20,14
31.12.2022 2.607,25 -624,48 -19,32

Oder Du kaufst Dir langweilige Aktien, die immer laufen. Das können Versicherungen, Nahrungsmittelhersteller oder Energieversorger sein. Langweiliges Geschäft, braucht jeder, liefert immer Gewinn – geht aber nicht durch die Decke wie Tesla und Co. Aber Du wirst Dich in den Jahren in die finanzielle Freiheit langweilen.

Mein Tipp an Dich: Beschäftige Dich nicht mit unnötigen Prognosen, füttere kontinuierlich Deinen Sparplan und bleib am Ball. So wirst Du an der Börse nachhaltigen Erfolg haben.

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